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Von meinem Schreibtisch aus schaue ich in unseren Garten. Normalerweise ist er eine Augenweide – bunte Blumen, eine Gänseblümchenwiese und das Summen der Insekten, die ihn bevölkern. Nicht in diesem Sommer. Alles ist überwuchert. Das Unkraut hat die Oberhand gewonnen, und von den Blumen und dem Gemüse ist kaum noch etwas zu sehen. Ich hatte einfach keine Zeit, mich darum zu kümmern.
Der Anblick macht mich mutlos. Vielleicht kennst du das Gefühl. Manchmal wachsen uns die Dinge einfach über den Kopf. Die Arbeit stapelt sich, die Kinder brauchen etwas, der Partner oder die Partnerin erwartet Aufmerksamkeit – und ich? Ich bleibe dabei oft auf der Strecke.
Irgendwann raffe ich mich auf und beschließe, mich dem Chaos im Garten zu stellen. Mit Unkrautstecher und Grabegabel bewaffnet, mache ich mich daran, das wilde Kraut zu bekämpfen. Es ist mühsam, die Wurzeln sitzen tief, und ich reiße dabei auch Blumen mit heraus. Ehrlich gesagt, es macht keinen Spaß. Was mich antreibt, ist eine Mischung aus Frustration und Ärger. Ärger mich selbst, dass ich es so weit habe kommen lassen. Ärger über die Unordnung, über das Chaos, das mir über den Kopf gewachsen ist.
Ich merke oft, dass mich dieser Ärger antreibt, wenn ich das Gefühl habe, dass die Kontrolle entgleitet. Kennst du das auch? Wenn man sich plötzlich im Arbeitsalltag verliert oder es zu Hause einfach nicht rund läuft? Der Ärger gibt mir einen Schub, etwas zu ändern – aber er hinterlässt selten ein gutes Gefühl.
Ärger bringt Bewegung, aber keinen Frieden
Am Ende meiner Hauruck-Aktion im Garten ist das Ergebnis eher enttäuschend. Zu lange haben Licht und Wasser gefehlt. Doch nun ist Raum für Neues. Und genau das ist der Punkt. Es geht nicht darum, in einem Anfall von Ärger alles auf einmal zu bereinigen. Es geht darum, regelmäßig kleine Schritte zu gehen, die Dinge zu pflegen, die dir wichtig sind – im Garten, aber vor allem im Leben.
Während ich über meinen vernachlässigten Garten und gerade heute, am 11. September, über die Sehnsucht nach Frieden nachdenke, wird mir klar: Weder der WeltFrieden, noch der innere Frieden in mir entstehen durch das Ausrotten von Konflikten. Er wächst nicht einfach, weil der Stress im Job irgendwann nachlässt oder Menschen um uns herum weniger fordern. Frieden ist etwas, das wir aktiv pflegen müssen – durch liebevolle Fürsorge, Achtsamkeit und Geduld. Frieden bedeutet, dass wir uns Zeit nehmen für das, was uns wirklich wichtig ist, und uns nicht von Ärger antreiben lassen.
Kleine Schritte zu mehr Frieden im Alltag
Ich habe beschlossen, den Weg des Friedens aktiv zu gehen – nicht nur, indem ich innere Konflikte und Ärger über Unzulänglichkeiten beende, sondern indem ich bewusste, kleine Schritte gehe, die mir und meinen Mitmenschen gut tun. Das kann ich üben, indem ich
• Einem gestressten Menschen ein Lächeln schenke, selbst wenn ich es eilig habe. Es ist erstaunlich, wie so eine Kleinigkeit den Tag eines anderen und auch meinen eigenen heller machen kann.
• Meinem Partner wirklich zuhöre, auch wenn ich müde bin und nur schnell meine Gedanken loswerden will. Es tut unserer Beziehung gut, wenn ich mir diese Momente der Achtsamkeit nehme.
• Nachsicht mit mir selbst habe, wenn nicht alles perfekt läuft. Ich mache Fehler, ich vergesse Dinge, und das ist okay. Ich lerne daraus, aber ich erlaube mir auch, nachsichtiger mit mir zu sein.
Diese kleinen Gesten helfen mir, wieder ins Gleichgewicht zu kommen, auch wenn es rundherum hektisch ist. Frieden bedeutet für mich, dass ich auf mich selbst achte und die Beziehungen um mich herum bewusst pflege – sei es bei der Arbeit, in der Familie oder in der Partnerschaft.
Was ich gelernt habe: Frieden beginnt bei mir
Eine Sache, die ich immer wieder neu lerne, ist, dass ich den Frieden, den ich mir in meinem Leben wünsche, selbst gestalten kann. Er kommt nicht von außen, sondern wächst aus den kleinen Dingen, die ich tue. Das hat mir mein Garten deutlich gemacht – und diese Erkenntnis nehme ich mit in meinen Alltag.
Ich merke, dass Frieden keine große Veränderung ist, sondern die Summe der vielen kleinen Momente, in denen ich achtsam bin – mit mir selbst und mit anderen. Wenn ich mir Zeit nehme, um innezuhalten, wenn ich bewusst loslasse, was mich belastet, und wenn ich den Menschen in meinem Umfeld mit Freundlichkeit begegne, dann fühlt sich mein Alltag weniger überfordernd an.
Drei Gedanken, die mir dabei helfen
Vielleicht erkennst du dich in meiner Geschichte wieder. Wenn dir manchmal alles über den Kopf wächst – sei es im Job, in der Familie oder in der Partnerschaft – dann sind hier drei Gedanken, die mir geholfen haben, wieder in den Frieden zu finden:
1. Man muss nicht alles schaffen.
Es ist okay, Dinge loszulassen und Raum für das zu schaffen, was wirklich wichtig ist. Nicht alles braucht meine Aufmerksamkeit. Manchmal bedeutet Frieden, sich selbst zu erlauben, weniger zu tun.
2. Beziehungen brauchen Zeit.
Egal ob bei der Arbeit, zu Hause oder in der Partnerschaft – es sind die kleinen Momente der Aufmerksamkeit, die eine Beziehung stärken. Ein Gespräch, ein Lächeln oder einfach das Zuhören können viel bewirken.
3. Sei gut zu dir selbst.
Frieden beginnt bei mir – und das bedeutet, dass ich auch gut zu mir selbst sein muss. Wenn etwas nicht perfekt läuft, ist das okay. Ich nehme mir die Zeit, nachsichtig mit mir zu sein, und erkenne, dass Fehler ein Teil des Wachstums sind.
Fazit: Frieden ist ein täglicher Weg
Frieden ist nichts, was ich einmal erreiche und dann abhaken kann. Es ist ein täglicher Weg, den ich bewusst gehe – mit Achtsamkeit, mit Nachsicht und mit Liebe zu mir selbst und zu den Menschen um mich herum.
Wenn ich das nächste Mal in den Garten blicke, sehe ich nicht nur das Unkraut, das ich bekämpfen muss. Ich sehe den Raum für Neues, den ich geschaffen habe, und das Potenzial, das darin liegt. Frieden wächst, wenn wir ihn pflegen.
Wie gehst du mit den Phasen um, in denen dir alles über den Kopf wächst? Hast du Strategien, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren, und lass uns gemeinsam darüber sprechen, wie wir mehr Frieden in unseren hektischen Alltag bringen können.