Der Probealarm-Tag: Was wir von der Krise lernen können

12.09.2024 | Radiobeiträge

Heute ist es wieder soweit: Bundesweiter Probealarm-Tag. Um Punkt 11 Uhr werden in ganz Deutschland die Sirenen heulen, Warn-Apps aufleuchten und Nachrichtensender werden eine besondere Durchsage machen.
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Heute ist es wieder soweit: Bundesweiter Probealarm-Tag. Um Punkt 11 Uhr werden in ganz Deutschland die Sirenen heulen, Warn-Apps aufleuchten und Nachrichtensender werden eine besondere Durchsage machen. Für die meisten von uns wird das nur eine kurze, vielleicht etwas störende Unterbrechung im Alltag sein. Ein Moment des Erschreckens, gefolgt von der Erleichterung: „Ach ja, Probealarm!“ Da dieser Alarm nicht „echt“ ist, wenden wir uns schnell wieder unseren anderen Aufgaben zu. Doch dieser Probealarm ist viel mehr als nur ein technischer Test – es ist eine Art „Nagelprobe“, um zu prüfen, ob unser Warnsystem im Krisenfall wirklich funktioniert.

Warum dieser Test so wichtig ist

Im Ernstfall könnte ein funktionierendes Warnsystem über Leben und Tod entscheiden. Wenn die Sirenen oder Warn-Apps versagen, kommt die Hilfe möglicherweise zu spät. Doch Technik allein reicht nicht aus. Viel entscheidender ist, dass unsere Hilfs- und Rettungskräfte regelmäßig trainieren, vorbereitet sind und wissen, was zu tun ist. Der Ernstfall duldet keine Unsicherheit. Jeder Handgriff muss sitzen.

Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die dafür sorgen, dass im Krisenfall alles reibungslos funktioniert – besonders vor den Einsatzkräften. Seit mein Sohn bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, sehe ich diese Arbeit mit noch mehr Wertschätzung. Mehr als 90 Prozent der Feuerwehrleute in Deutschland sind ehrenamtlich tätig. Sie spenden unzählige Stunden ihrer Freizeit, um im Notfall bereit zu sein. Das ist ein Einsatz, der viel zu oft als selbstverständlich angesehen wird.

Eine persönliche Frage: Bin ich selbst vorbereitet?

Neben Respekt und Dankbarkeit bringt mich der heutige Probealarm-Tag aber auch ins Grübeln: Bin ich selbst auf die Ernstfälle des Lebens vorbereitet? Was ist, wenn plötzlich eine Krise in mein Leben tritt? Nicht die Sirenen im Außen, sondern die „Alarmsignale“ in mir selbst. Wenn eine unerwartete Herausforderung auf mich zukommt, sei es beruflich, familiär oder gesundheitlich – wie steht es um meine persönliche „Ausrüstung“?

Das sind nicht die Art von Krisen, auf die man mit einem klaren Protokoll reagieren kann. Aber sie stellen uns auf die Probe: Wie gut bin ich vorbereitet, wenn das Leben anders läuft als geplant?

Die Menschen, auf die ich zählen kann

An Tagen wie heute frage ich mich: Wer sind meine Nothelferinnen und Nothelfer im Leben? Wen könnte ich im Ernstfall um Hilfe bitten? Erleichtert stelle ich fest, dass es Menschen gibt, die bedingungslos für mich da wären. Da ist die Freundin, die mich mitten in der Nacht vor einer Operation getröstet hat. Der ehemalige Kollege, der immer ein offenes Ohr hat. Und da ist die Nachbarin, die ohne zu zögern unsere Katze versorgt, wenn wir plötzlich verreisen müssen.

Doch wann habe ich diesen Menschen das letzte Mal gesagt, wie wichtig sie mir sind? Wann habe ich ihnen meine Dankbarkeit ausgedrückt und ihnen gezeigt, dass ich auch für sie da wäre – nicht nur im Notfall, sondern auch im Alltag?

Und wie steht es bei mir?

Dann frage ich mich: Wüsste ich mich selbst zu retten, wenn es hart auf hart kommt? Es gibt Krisen, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen können – und ehrlich gesagt, ich weiß nicht immer, wie gut ich darauf vorbereitet bin. Das Leben bringt uns manchmal an Grenzen, auf die wir uns nicht vollständig vorbereiten können. Aber eines habe ich gelernt: Vorbereitung hat ihre Grenzen. Es ist in Ordnung, nicht auf alles eine Antwort zu haben.

Doch eines weiß ich sicher: Ich habe in mir das, was ich brauche, um durch schwierige Zeiten zu kommen. Innere Stärke, die sich erst dann zeigt, wenn es wirklich darauf ankommt. Und genauso, wie ich mich auf die Menschen um mich herum verlasse, darf ich mich auch auf mich selbst verlassen. Denn oft sind wir viel besser ausgestattet für Krisen, als wir denken.

Ein Appell an dich

Vielleicht inspiriert dich dieser Probealarm-Tag genauso wie mich, einmal darüber nachzudenken: Wer sind deine „Nothelfer“ im Leben? Und hast du ihnen schon einmal gesagt, wie viel sie dir bedeuten? Vielleicht ist jetzt der Moment, eine kleine Nachricht zu schreiben oder einfach Danke zu sagen.

Bereit sein für die Herausforderungen – im Großen und im Kleinen

Der heutige Tag ist eine Erinnerung daran, dass Krisen uns alle treffen können – im persönlichen Leben, in der Familie oder im Job. Doch genauso, wie wir uns als Gesellschaft mit technischen Tests auf den Ernstfall vorbereiten, können wir auch im Alltag bewusst kleine Schritte gehen, um für die emotionalen und mentalen Herausforderungen gewappnet zu sein.

Und am Ende dieses Tages bleibt eine wichtige Erkenntnis: Alles, was wir brauchen, ist in uns – für die ruhigen, aber auch für die stürmischen Tage. Bleiben wir vorbereitet, aber auch offen für die Unterstützung, die wir geben und empfangen können.

Wer sind deine Nothelferinnen und Nothelfer im Leben? Vielleicht ist dieser Tag heute ein guter Anlass, ihnen heute eine Nachricht zu schreiben und „Danke“ zu sagen.

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Felicitas Richter

Rednerin, Autorin & Mentorin – Für Frauen, die mehr wollen: Präsent in Familie – Erfolgreich im Job

Vorträge, Seminare, Coaching für gelingende Vereinbarkeit

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Als Dipl. Sozialpädagogin war mir schon im Studium klar: wer Kinder gut ins Leben hinein begleiten will, braucht selbst Stärkung. Ich wurde Schulseelsorgerin, Elternkursleiterin, Elterncoach und Eltern-Medien-Beraterin.

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